2008/04/15






Musik als Partnerbörse




Parov Stelar gastiert am 18.4. im Conrad Sohm. Für die VN traf ich den Linzer vor seinem Konzert im Wiener Flex.




Wie unterscheidet sich eine Parov Stelar mit Band von Parov Stelar ohne Band?

Für mich war es eine krasse Erfahrung zu sehen, dass Dinge, die in einem DJ-Set funktionieren, live überhaupt nicht funktionieren und umgekehrt. Ich bin dankbar, mit so professionellen Leuten zusammen arbeiten zu können. Mit Leuten, die mir gezeigt haben, was "live" überhaupt ist.

Wo liegt dabei der Reiz für dich als Produzent und DJ?


Bei einer Live-Band hörst du nicht nur, wie die Musik entsteht, sondern du siehst es. Da liegt für mich der große Unterschied zum DJ-Set. Du siehst die Leute arbeiten und schwitzen, es ist ein viel unmittelbarerer Prozess. Bei meinen Sets hab ich mehr Zeit, eine Stimmung zu erzeugen. Bei einer Live-Band würde es komisch wirken, wenn Musiker erst einmal eine Stunde Zeit brauchen würden bis sie so richtig in Fahrt sind. Die Kunst ist, die Leute von Beginn an zu begeistern.

Euch wird auch immer gern das Jazz-Markerl umgehängt. Stört das?

Der Jazz spielt in unserer Musik eine weitaus geringere Rolle als viele glauben. Er ist ein Input von mehreren. Auf unserem Surfbrett steht halt Jazz irgendwo drauf, die Welle, die kommt, kennen wir nicht. Uns ist es wichtig, nicht nur alte Sachen wiederzugeben oder nur neuen Trends hinterher zu rennen. Es passieren im Moment sehr spannende Sachen: Der ganze Synthie-Wahnsinn und die Bands aus Frankreich – da geht’s wieder um was. Aber richtig spannend wird’s meiner Meinung nach erst durch die Kombination. Zum Schnitzel braucht man schließlich auch Reis und einen Erdäpfelsalat dazu.


Wer inspiriert Eure Musik?

Das reicht von bis. Wie bereits erwähnt: Die Sachen, die gerade aus Frankreich kommen - wie Sebastian oder das letzte Justice-Album. Gleichzeitig höre ich mir auch Klassiker wie Dave Brubeck und Artie Shaw an. Die Abwechslung spielt eine sehr große Rolle.

Wie entstehen die Nummern?

Das ist wie mit einer Partner-Börse: Wir basteln einen Beat und einen Soundteppich und schauen, wer passt zu dazu.

Und wird man immer fündig?

Nein. Ich hab sicher zweimal in der Woche Depressionen. Weil eben nichts passt. Aus zehn Verkuppelungen gehen vielleicht zwei glückliche Paare hervor, alle anderen lassen sich wieder scheiden.

Eignet sich Linz als Labelstandort und Platz für Musiker?

Überhaupt nicht. Linz begegnet Musik mit Desinteresse und mit Ignoranz. Es passiert musikalisch genau gar nichts. Sämtliche Spielwiesen, die es einmal gab, werden klein gehalten oder geschlossen. Ich weiß nicht, woran es liegt – sind es die Leute, die Politik, ich weiß es nicht.

Ihr habt viel Tour-Erfahrung im Süden und im Osten Europas gesammelt. Wie lief es da?


Wenn wir im Süden spielen, ist die Bereitschaft der Leute größer, sich auf Neues einzulassen. Hier haben die Leute oft Probleme, sich gehen zu lassen. Man bekommt den Eindruck, dass das Publikum in reicheren Ländern träger ist als anderswo. Jeder hat zuhause eine Dolby-Surround-Anlage und einen riesigen Fernseher stehen. Da bleibt man gerne mal zu Hause.

Welche Pläne gibt’s für die Zukunft?

Ende April kommt die neue EP „Flame of Fame“ raus, mit vier Tracks. Ein neues Album kommt frühestens 2009.

Was ist das Erfolgsrezept von Parov Stelar?


Wir erreichen Leute, die von sich aus nicht so auf elektronische Musik stehen, weil wir Vertrautes mit Neuem mischen. Wir machen durchaus auch Musik mit Kanten, weil das ganz Glatte ist da und gleich wieder vergessen.

Wieso heißt Marcus Füreder Parov Stelar?

Keine Ahnung. Als Kind war ich immer Fan von Agentenfilmen und zum Zeitpunkt des Mauerfalls hab ich in Berlin gelebt. Man hat gemerkt: Da kommt was Neues – deshalb Parov. Stelar heißt Sterne und ist wahrscheinlich auf meine esoterische Ader zurückzuführen.

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Zur Person

Marcus Füreder aka Parov Stelar ist Produzent und DJ im Bereich Jazz, House, Elektro und Breakbeat. Die Band des 33-jährigen Linzers besteht aus professionellen Musikern. Die Musik klingt wie eine Mischung aus Jestofunk und Shirley Bassey gemischt mit Füreder´schen Beats. Bisher hat Füreder drei Alben auf seinem eigenen Label Etage Noir veröffentlicht.

Parov Stelar mit Band, am 18.4. im Conrad Sohm in Dornbirn.



foto parovstelar.com

1 Kommentar:

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