KURIER
"Werte Reisende" reisen lieber
Stadtmenschen - Raimund Korners ungewöhnliche Durchsagen sind stadtbekannt
Angefangen hat alles mit: "Bitte beachten Sie, dass das Ein- und Aussteigen nach Abfertigung des Zuges unerwünschte Nebenwirkungen haben kann." Das war vor knapp zwölf Jahren. Heute ist Raimund Korner stadtbekannt. Mit seinen Durchsagen heitert er auf, er weist zurecht, bittet "bewährte Gepflogenheiten auch im dritten Jahrtausend beizubehalten".
Seit 28 Jahren ist Korner U-Bahnfahrer, davor ist er sieben Jahre mit der Tramway durch Wien gefahren. "Ein erhebendes Gefühl, mit einem 20 bis 30 Tonnen schweren Gefährt durch die Stadt zu fahren", sagt der 56-Jährige. Lange bevor er den Autoführerschein besaß, fuhr Korner als Student mit dem 58er-Wagen die Mariahilfer Straße entlang.
Ursprünglich wollte der gebürtige Amstettner Lehrer werden, studierte Geschichte und Geografie, ehe irgendwann der Universität den Rücken kehrte. "Bereut hab ich meine Entscheidung eigentlich nie. Wahrscheinlich wär ich kein guter Lehrer geworden", glaubt er heute.
Wenngleich er auch lehrerhaft auftreten kann. Er schafft das, was so mancher Lehrer nicht vermag: Randalierende Jugendliche werden rot, wenn Korner "die Burschen, die mit dem vielen Testosteron noch nicht umgehen können" zurechtweist - freilich übers Mikrofon.
Reaktionen
Schon lange wird er der "U-Bahnpoet" genannt. Doch Poesie ist nicht jedermanns Sache. "Die Reaktionen sind völlig unterschiedlich", erzählt er, "die positiven überwiegen aber." Von Applaus über Stinkefinger bis hin zu Entschuldigungen ertappter Fahrgäste ist alles dabei. "Aber Wien ist ein guter Boden für meine Ansprachen. Ich weiß nicht, ob das in Göttingen möglich wäre", scherzt Korner.
Gesammelte Zitate gibt es keine. Will man Korners Reden hören, empfiehlt es sich, mit der U4 zwischen Heiligenstadt und Hütteldorf zu pendeln. "Da treib ich mein Unwesen."
foto www.flickr.com von xizoom
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